MCI Studie lobt Lebenshilfe Pionierarbeit

Statt auf Wohnhäuser setzt die Lebenshilfe tirolweit immer mehr auf kleine Wohnungen bzw. Wohngemeinschaften. Damit wird nicht nur die zentrale Forderung der UN-Behindertenrechtskonvention nach Selbstbestimmung erfüllt. Vielmehr wird auch die Selbständigkeit der Bewohnerinnen und Bewohner gefördert, wie jetzt eine Erhebung des Managements Centers Innsbruck (MCI) bestätigt.

Wohnungen der Stadt Hall

In der Unteren Lend in Hall hat die Lebenshilfe Tirol mehrere kleine Wohnungen angemietet und ihr Wohnangebot für acht Personen neu strukturiert. Das MCI hat diese neue Wohnstruktur evaluiert und alle Beteiligten befragt. „Die Menschen schätzen ihre Freiräume und ihre Privatsphäre. Sie sind im Alltag und in der Freizeit aktiver und selbständiger als zuvor. Sie haben neue Kompetenzen erworben”, so Eva Fleischer vom MCI Studienlehrgang Soziale Arbeit. „Die Lebenshilfe leistet hier Pionierarbeit in Richtung Inklusion”.

Als Vorteile werden bessere Rückzugsmöglichkeiten, mehr Freiraum und weniger Abstimmungsbedarf mit Mitbewohnerinnen oder Mitbewohnern angeführt. Individuelle, persönliche Bedürfnisse können im Alltag leichter verwirklicht werden. Einkäufe und Besorgungen werden – begleitet von der Lebenshilfe – selbstständig erledigt. Kochen und Essen, was und wann man will, ins Kino gehen – viele trauen sich selbst mehr zu als früher. Und es entstehen neue Bedürfnisse wie  z.B. nach mehr Kontakt zur Nachbarschaft oder mehr Unterstützung bei der Freizeitgestaltung. „Um ein selbstbestimmtes und selbständiges Leben führen zu können, braucht es auch das Vertrauen in mein Gegenüber“, umreißt Georg Willeit (Geschäftsführer Lebenshilfe Tirol), die Herausforderungen der neuen Wohnstrukturen. „Unterm Strich machen wir die Erfahrung, dass es ein großer Gewinn für alle ist.“

Caring Communities als Chance für alle

Chancen erkennt Eva Fleischer vom MCI, durch derartige neue Wohnformen, auch für die Allgemeinheit. „Zukünftig braucht es vermehrt sogenannte Caring Communities, in denen alle Menschen in unmittelbarer Nachbarschaft die Unterstützung erhalten, die sie benötigen und wollen – sei es Pflege, Kinderbetreuung, Haushaltshilfe, Begleitung im Alltag oder Beratung.

Die Voraussetzung dafür, dass eine Caring Community als tragfähiges Sorgenetz funktioniert, ist ein guter Mix an bürgerschaftlichen und professionellen Helferinnen und Helfern. Wesentlich dabei sind die Rahmenbedingungen: angefangen von der baulichen Infrastruktur, über einfache Kommunikationsmöglichkeiten bis hin zur Ausstattung der professionellen Dienstleister und deren Vernetzung untereinander. Ergänzend dazu erfolgt der Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern, durch deren soziale Arbeit am Gemeinwesen.

Wohnen neu

Insgesamt begleitet die Lebenshilfe Tirol in ganz Tirol rund 800 Menschen beim Wohnen und in der Freizeit. Im Wohnverbund Hall werden acht Menschen begleitet. Der tirolweite Trend geht klar in Richtung bedarfsorientierte mobile Begleitung.