Gudrun Steiner und ihr Freizeitassistent tauchen ab

Schon als Kind war Gudrun Steiner viel im Wasser und steckte ihren Kopf immer gern auch unter Wasser. Auch als ihre Kräfte durch Multiple Sklerose nachlassen, ist sie keine Stubenhockerin und sucht stets die Abwechslung.

Inklusion wird Wirklichkeit

„Alleine ist so fad. Aber mit Assistenten unternehme ich viel und komme raus.“ Weil sie von ihrer Familie keinerlei Unterstützung erfährt, organisiert sie sich die Assistenz der Lebenshilfe. Mit ihrem Freizeit-Begleiter unternimmt sie Ausflüge, besucht Konzerte oder erkundet den Nationalpark Gesäuse. In Begleitung des jungen Mannes wagt Gudrun Steiner immer neue Unternehmungen. Nach dem auch er eine Tauchausbildung gemacht hat, begleitet er sie mit Profis auch unter Wasser. „Diese gemeinsamen Abenteuer machen mich glücklich. Da zehre ich einige Zeit davon.“

Im Team die Schwerelosigkeit erleben

Zwei Taucher mit Sauerstoffflasche schweben am Meeresgrund entlang. Der Assistent hinten bewegt die Frau vor ihm durch das Wasser.

Unter Wasser fühlt sich der Körper leicht und von der Schwerkraft befreit.

Angesteckt von einem ORF-Bericht probiert sie zu tauchen und ist sofort begeistert. In der Schwerelosigkeit ist ihr Körper entspannt wie nie zuvor und braucht sie keinen Rollstuhl. „Bei anderen Sportarten war ich immer hinten nach – hier kann ich richtig teilhaben“, schwärmt sie und erzählt von 200 Tauchgängen in Ägypten, Kroatien und heimischen Gewässern. Voraussetzung dafür sind Begleiter, denen sie 100% vertrauen kann. Deshalb ist Gudrun Steiner beim Tauchen „immer mit mehreren Leuten unterwegs“.

Mit 45 Jahren das Leben umgedreht

Manche Freunde verstehen nicht, warum sie sich „das antut.“ Bei MS-Treffen ermutigt sie andere  Betroffene rauszugehen, zu Tanzen und das Beste aus dem Leben zu machen.

Ich hab‘ immer gern was unternommen

Gudrun Steiner liebt von klein auf Herausforderungen und Abenteuer. So beginnt sie nach ihrer Tauchprüfung eine mehrtägige Schwimmtour auf der Mur. Sie verbringt Tage auf einem Schwimmbrett und lässt sich von Graz bis nach Slowenien treiben. Gesichert wird sie abwechselnd von mehreren Tauchern und der Feuerwehr, die ihr über mehrere Mur Staustufen helfen.

Nach einer schweren Lungenentzündung 2014 ist mit ihrer Leidenschaft dem Tauchen vorerst Schluss. Doch Gudrun Steiner kämpft sich zurück: Ein Jahr darauf wagt sie mit ärztlicher Genehmigung wieder einen Tauchgang und ist überglücklich, als unter Wasser alles wieder so läuft wie früher. Lebenshilfe-Freizeitassistent Michael Muigg begleitet sie bei vielen Unternehmungen und hat dabei selber viel gelernt: “Speziell wenn es darum geht nach Rückschlägen weiterzumachen. Ich kann so mein Leben in vollen Zügen genießen.”

Froh über die Freizeitassistenz

„Ich hab‘ MS und muss damit leben. Das habe ich angenommen. Aber das Tauchen ist mein Leben. Dafür lasse ich alles stehen!“, erklärt Gudrun Steiner. Dass sie seit 2011 auf die Freizeitassistenz der Lebenshilfe setzt, bereut sie keine Minute. “Gerade wenn man ein Handicap hat, muss man sich immer wieder neue Ziele setzen,
sonst ist man verloren!”

Mehr über Gudrun Steiners Tauchabenteuer auf https://guggi-taucherinmithandicap.jimdo.com/