Lebenshilfe Tirol trauert um Mitbegründer und Sozialpionier

Dir. OSR Karl Winkler gründete die Lebenshilfe Tirol als Menschen- und Bürgerrechtsorganisation und setzte damit als Sozialpionier unübersehbare Zeichen für Menschlichkeit weit über die Grenzen Tirols hinaus. 

Am 6. August 2022 verstarb Karl Winkler, Mitbegründer der Lebenshilfe Tirol. Der 1939 geborene Sonderschullehrer erkannte schon früh die Not und den Bedarf Menschen mit Behinderungen zu helfen. Täglich war er mit der Situation konfrontiert, dass Kinder in Heil- und Pflegeanstalten abgeschoben wurden oder nach Abschluss der Sonderschule keine Zukunftsaussichten hatten. Diese Erfahrungen schmerzten den jungen Lehrer so sehr, dass er beschloss, Menschen mit Behinderungen nach der Schulpflicht ehrenamtlich weiter zu fördern und sich für ihre Anliegen einzusetzen.

Erste Einrichtung im Keller

Am 13. August 1963 gründete Karl Winkler mit dem damaligen Direktor Erich Schaber die Lebenshilfe Tirol und richtete im Keller der Daniel-Sailer-Schule in Innsbruck eine Werkstätte und damit erste Arbeitsmöglichkeiten für 14 Menschen mit Behinderungen ein. Vom Erfolg des Projektes überzeugt, schlossen sich Eltern und Freiwillige an. Die erste Spenden-Kampagne der Lebenshilfe machte den noch jungen Verein bekannt und rückte die Anliegen von Menschen mit Behinderungen ins öffentliche Licht. 1970 konnte die Lebenshilfe ihren ersten Wohn- und Arbeitsstandort im Stadtteil Pradl beziehen. In den folgenden Jahrzehnten widmete sich Karl Winkler und sein Team dem Ausbau von Begleitangeboten für Menschen mit Behinderungen in allen Regionen Tirols und der Stärkung der Rechte von Menschen mit Behinderungen.

Treibende Kraft im gesellschaftlichen Wandel

„Sein Einsatz war und ist unermesslich“, würdigt der Präsident der Lebenshilfe Tirol, Peter Heidler das Engagement von Karl Winkler für ein barrierefreies, selbstbestimmtes und erfülltes Leben von Menschen mit Behinderungen. Nachhaltig schärfte Karl Winkler die Lebenshilfe als Menschen- und Bürgerrechtsorganisation und trieb beispielswiese die Ausgliederung von Menschen aus psychiatrischen Anstalten voran oder trat energisch für das noch ungeborene Leben ein. „Karl Winkler war stets treibende Kraft für die Rechte von Menschen weit über die Grenzen Tirol hinaus“, so der Lebenshilfe Tirol Präsident. Für seinen unermüdlichen Einsatz für die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen wurde ihm am 20. Februar 2015 das Ehrenzeichen des Landes Tirol verliehen.

Klare Botschaft und Ausrichtung

Immer wieder sprach Karl Winkler über die harten Anfangsjahre und die Pionierleistungen der Lebenshilfe Tirol und beeindruckte Mitarbeiter/innen, Angehörige und Menschen mit Behinderungen gleichermaßen. „Die Würde jedes Menschen hat die Lebenshilfe Tirol als Menschenrechtsorganisation umfassend und vorbehaltslos zu verteidigen. Das ist die Botschaft, die uns Karl Winkler hinterlassen hat. Diese Botschaft sehen wir als Fundament für unsere tägliche Arbeit und als klaren Auftrag“, so Lebenshilfe Tirol Geschäftsführer, Georg Willeit.

Ausgehend von den bestehenden Angeboten hat sich die Lebenshilfe Tirol in den letzten Jahren noch stärker nach den persönlichen Fähigkeiten jeder Person ausgerichtet. „Eine verstärkte mobile Begleitung ermöglicht, dass Menschen mit Behinderungen noch mehr in ihrem Umfeld, in ihrer Gemeinde leben und arbeiten und damit so leben, wie sie es wollen. Sozialraumorientierung bedeutet, dass die Lebenshilfe Tirol Menschen dort begleitet, wo sie zu Hause sind und mit Vereinen, Nachbarn, Gemeinden und vor Ort ansässigen Unternehmen zusammenarbeitet. Dafür stärkt die Lebenshilfe Tirol – ganz nach Karl Winklers Vorbild – die regionalen Begleitangebote. Wir knüpfen Netzwerke des Gemeinwesens, bauen an neuen Verantwortungs- und Lösungspartnerschaften und ermutigen Menschen ihre Selbständigkeit zu leben“, erklärt Willeit den eingeschlagenen Weg der Lebenshilfe Tirol.

Foto: Lebenshilfe Tirol / Schafferer

Johannes Obwaller im Gespräch mit Lebenshilfe Gründer Karl Winkler.