Betroffene reden mit Betroffenen

„Ich möchte alleine wohnen, in einer kleinen Garconniere, ich brauche das. Ich will in Ruhe Gitarre spielen, mein Tagebuch schreiben.“ Sie wirkt sehr bestimmt, ihre Stimme ist fest, als die 29-jährige Frau ihrem Peer-Berater Simon Prucker erklärt, was ihr Ziel ist. Sie weiß: Ihre Eltern meinen es gut, sie sorgen sich, ob sie ihrer Tochter diesen Schritt zutrauen können. Deshalb braucht sie jetzt jemanden zum Reden, jemanden, der Ähnliches erlebt hat und berichten kann, worauf es ankommt und sie in ihrem Vorhaben bestärkt.

Gewinn auf beiden Seiten

Simon Prucker ist Peer-Berater. Das heißt, er ist selbst Betroffener. Er kennt den Wunsch, alleine zu wohnen, aus eigener Erfahrung. Er weiß, wie es ist, einen eigenen Haushalt zu führen und er kennt viele Erwachsene, die allein oder mit einem Freund oder einer Freundin in eine Wohnung gezogen sind. In seiner Gegenwart fühlt sich die junge Frau verstanden. Über ihren Traum zu sprechen, fällt so einfach leichter. Simon Prucker erzählt, wo er selber Assistenz braucht, um alleine wohnen zu können. Er informiert, wo und wie man Unterstützung bekommt. Er ermutigt, Ängste anzusprechen.

Peer-Berater wie Simon Prucker haben gelernt, gut hinzuhören und nachzufragen. „Wir präsentieren keine Lösungen. Wir versuchen, gemeinsam eine Lebenslage besser zu verstehen und überlegen, was die Person tun kann“, erklärt er die Ziele der Peer-Beratung. Die Peer-Beratung der Lebenshilfe Tirol ist kostenlos und vertraulich und wird in allen Bezirken angeboten.